12. Dezember 2022 · Nachhaltigkeit

Professionelle Energieberatung zahlt sich aus

Lohnenswerte Fördergelder und Sparmöglichkeiten

Als die Schornsteinfegermeister Mike Kosiol und André Lagoda sich vor einigen Jahren dazu entschlossen, in die Energieberatung einzusteigen, konnten sie nicht ahnen, wie elementar wichtig dieses Metier irgendwann werden würde. Wohl niemand hätte gedacht, dass die Energiepreise irgendwann dermaßen in die Höhe schnellen würden, wie gerade jetzt. Umso gefragter ist eine fundierte und qualitativ hochwertige Energieberatung. Gerade für Immobilienbesitzer.

Energieausweis für die Vergleichbarkeit

Denn jeder, der eine Immobilie verkaufen oder vermieten möchte, benötigt einen Energieausweis. Damit diejenigen, die kaufen oder mieten anhand des Energiekennwertes einschätzen können, wie hoch der Energieverbrauch in etwa sein wird und welche zusätzlichen Maßnahmen weiteres Einsparpotenzial bieten. Der Energiekennwert sorgt für bundesweite Vergleichbarkeit mit dem, was als Normtemperatur und Normverbrauch angesehen wird. „Die Gebäudehüllen werden untereinander vergleichbar gemacht. Dazu zählt alles, was energetisch zu betrachten ist. Die energetisch-thermisch-beheizte Hülle“, erklärt Mike Kosiol. Alle Gebäude, die er und seine Kollegen begutachten, werden einem festgelegten Referenzgebäude gegenübergestellt.

Ortsbesichtigung und energetische Verbesserungsvorschläge

Wichtig zu wissen ist, dass Häuser, deren Bauantrag vor 1977 gestellt wurde, einen so genannten bedarfsabhängigen Ausweis benötigen. Für Häuser, die jünger sind oder mehr als vier Wohneinheiten haben, besteht die Wahlmöglichkeit zwischen bedarfsabhängig oder verbrauchsabhängig. Bei verbrauchsabhängiger Vorgehensweise wird die Energiekostenabrechnung der drei letzten, aufeinanderfolgenden Jahre zugrunde gelegt. Bei dem bedarfsabhängigen Ausweis hingegen erfolgt die Berechnung auf Grundlage von Baujahr, Angaben zur technischen und energetischen Ausstattung sowie weiteren standardisierten Rahmenbedingungen. Eine Begehung der Immobilie durch den oder die Energieberater*in ist hierzu erforderlich.

Ist der Termin vereinbart, so erfolgt eine Ortsbesichtigung. Ist das Gebäude im Urzustand, welches Mauerwerk wurde verbaut, was wurde saniert? All diese und viele weitere Fragen klären die Energieexpert*innen vor Ort. Im Idealfall, so Kosiol, liegt eine Bauakte vor. Das ist jedoch nicht immer der Fall, sodass die Arbeit noch etwas aufwändiger wird. Anschließend baut der oder die Energieberater*in das Objekt am Computer nach und errechnet den Energiekennwert für jedes einzelne Element. Am Ende steht dort ein Gesamtwert, der bestimmt, ob die Immobilie in den grünen, gelben, orangenen oder roten Energiebereich fällt. Oder anders ausgedrückt, wo genau auf der Energieskala, die Werte zwischen 0 und 250 aufweist, der Kennwert liegt. Und genau dieser Wert und diese Farbe tauchen dann beim Verkauf sowie bei der Vermietung in den Anzeigen wieder auf, um Transparenz zu bieten über den Energiezustand. Was ebenfalls noch im insgesamt 5-seitigen Energieausweis steht, sind mindestens zwei Verbesserungsvorschläge für energetische Sanierungen.

Stichprobenartige Überprüfungen

Hier trennt sich auch die Spreu vom Weizen. Denn jeder, der sich einen Energieausweis ausstellen lässt, sollte darauf achten, dass auch wirklich ein Ortstermin stattfindet. Ist dies nicht der Fall, können schon mal Verbesserungsmaßnahmen auftauchen, die für das jeweilige Gebäude gar nicht funktionieren oder längst vorhanden sind.

Und noch etwas ist nicht zu vernachlässigen. Es erfolgen stichprobenartige Prüfungen durch die Registrierstelle für Energieausweise. Hier gibt es drei Kontrollstufen. In der ersten Stufe geht es um das Prüfen der Plausibilität. Hier reicht oft die Zusendung der xml-Datei. In der zweiten Stufe werden dann alle Unterlagen verlangt inklusive Energieausweis, Bauunterlagen, Fotos und weiteren. Aus datenschutztechnischen Gründen selbstverständlich anonymisiert. Reicht das nicht aus, erfolgt ein Ortstermin. Es lohnt sich also nicht, im Internet günstig einen Energieausweis erstellen zu lassen. Das kann später richtig teuer werden.

Fördergelder winken

Doch das ist noch nicht alles, was ein*e Energieberater*in tut. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Beratung in Sachen Förderungen. Und hier kommt André Lagoda ins Spiel. Er kennt sich bestens aus mit der Bundesförderung effizienter Gebäude und steht schon lange auf der offiziellen Liste der Energieeffizienzexpert*innen. Er berät, wenn es um Förderungen rund um alle Bauteile am Gebäude geht. Egal ob Haustüren, Terassentüren, das Dach oder die Heizungsanlage.

Er sagt, was genau getan und eingehalten werden muss und welche Werte wichtig sind, um Fördergelder zu erhalten. „Die Anfragen steigen gerade enorm“, sagt er. Klar, denn nie war Energiesparen so wichtig wie jetzt. Und, eine*n Expert*in hinzuzuziehen, lohnt sich auf jeden Fall. „Viele wissen gar nicht, dass sie Fördergelder bekommen können und ärgern sich hinterher sehr“, erzählt er weiter. Wer zum Beispiel eine Wärmepumpe einbaut, bekommt bis zu 70 % Förderung (BEG – Bundesförderung für effiziente Gebäude). Ärgerlich, wenn dieses Geld durch die Lappen geht. Andre Lagoda begleitet den Förderantrag vom Anfang bis zum Ende.

Individueller Sanierungsplan hilft sparen

Was ebenfalls zu seinen Tätigkeiten gehört, ist neben der Einstiegsberatung auch die Erstellung eines individuellen Sanierungsplanes, der übrigens mit maximal 80% bezuschusst werden kann (BAFA – Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle). Auch er macht sich immer ein Bild vor Ort, nimmt den Ist-Zustand des Gebäudes auf, schaut, wie alt die Heizung ist, welche Fassade, welche Fenster vorhanden sind und vieles mehr. Im Anschluss unterbreitet er Sanierungsvorschläge. Zum Beispiel geht es oft um eine Dreifachverglasung. Hier weist er selbstverständlich direkt auf die Fördermöglichkeiten hin. Denn alles, was mit der Gebäudehülle zu tun hat, wird generell mit 15% gefördert. Wenn ein Sanierungsfahrplan vorliegt und die geplante Maßnahme darin benannt ist, kommen zusätzlich 5% so genannter iSFP-Bonus (Bonus für den individueller Sanierungsfahrplan) hinzu. Es lohnt sich also auf jeden Fall. „Man packt quasi das ganze Gebäude einmal an und schaut, wo etwas verbessert und gespart werden könnte“, sagt er.

Wartung einer Heizung

Und welche weiteren Tipps gibt es von den Experten sonst noch?

  • Eine Heizung sollte immer gut gewartet sein. Gewartete, gut funktionierende Heizungen sparen viel Energie und Kosten.

  • Auch der hydraulische Abgleich, der ab dem 1.10.22 zumindest für Gebäude ab 10 Wohneinheiten Pflicht ist, trägt zum Energiesparen bei und zwar bis zu 15%.

  • Eine Zeit lang jeden Tag den eigenen Verbrauch zu notieren macht bewusst, wo Energie unter Umständen verschwendet wird.

  • Der Wärmebedarf sollte für jeden Raum optimal eingestellt sein. Hier empfiehlt sich eine raumweise Heizlastberechnung gemäß DIN 12831. Wenn ein Raum beispielsweise nur 800 Watt Leistung benötigt, der Heizkörper aber 1.500 liefert, dann wird Energie verschwendet. Der Heizkörper kann dann dem errechneten Bedarf angepasst werden. Ein Energieberater kann hier bei Bedarf nähere Auskunft geben.

Wir alle können also ein wenig sparen. Dass wir das Licht in Räumen ausmachen, in denen wir uns nicht aufhalten, die Duschzeit verringern oder das Wasser während des Zähneputzens nicht weiterlaufen lassen, dürfte mittlerweile gängige Praxis sein.

Hinweis: Dieser Artikel gibt nur Anregungen sowie kurze Hinweise und erhebt damit keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Informationen können eine persönliche und fachkundige Beratung nicht ersetzen. Für diesen Blogbeitrag haben wir Schornsteinfegermeister Mike Kosiol und André Lagoda interviewt.

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